Nach sieben Jahren als Juniorentrainerin verlässt uns Andrina Baur, um sich um ihren eigenen Nachwuchs zu kümmern. Wir trafen sie zum Interview.
Abschluss in Sportwissenschaften, PH Sekundarschule I und seit 2014 Lehrerin in der Orientierungsschule Kerzers: Andrina Baur liebt die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Sieben Jahre lang betreute sie als Juniorentrainerin den Nachwuchs im Fechtclub Bern, war verantwortlich für Trainingsinhalte, Elternabende und -gespräche und Turniervorbereitungen.
Nun beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt: Andrina Baur erwartet ihr erstes Kind und beendet ihre Tätigkeit bei uns im Fechtclub, denn sie arbeitet weiterhin 70 Prozent als Lehrerin. Für das Juniorentraining bleibt da nebst der Familie leider keine Zeit mehr. Erhalten bleibt uns Andrina als Vorstandsmitglied und J&S-Coach.
Wir trafen sie zum Interview und durften sie ein bisschen ausfragen – über ihre eigene Fechtkarriere, über das, was Fechten den Kids bringt, über grosse Talente, persönlichen Ehrgeiz, Kids und Konsumgesellschaft.
Andrina, wie bist du zum Fechtsport gekommen?
Es begann 1998 im Trainingslager in La Chaux-de-Fonds. Die Fechtweltmeisterschaften fanden dort statt und ich begleitete meine beiden Geschwister, die an diesem Trainingslager teilnehmen wollten. Plötzlich wurde ein Platz frei, da jemand nicht erschienen war, und dann bin ich spontan auch mitgegangen. Der Sport hat mich so fasziniert, dass ich gleich danach angefangen habe zu fechten.
Welche waren deine grössten sportlichen Erfolge?
Ich war Mitglied der Juniorennationalmannschaft, gewann mehrere Medaillen an Schweizermeisterschaften und Silber an den Junioreneuropameisterschaften im Team.
Bist du noch aktiv als Fechterin?
Nein, nicht im Fechten, aber in zahlreichen anderen Sportarten wie Kitesurfen, Fussball und Schwimmen, vor allem outdoor.
Was bringt Fechten den Kids?
Fechten hat wie andere Kampfkunstarten einen positiven Einfluss auf die Selbstkompetenz der Kinder und Jugendlichen. Durch den fairen Kampf lernen die Kids in einem geschützten Rahmen mit Sieg und Niederlage umzugehen. Fechten ist eine elegante und stolze Sportart. Die Kinder lernen sehr schnell Regeln und Verhaltens- beziehungsweise Anstandsformen wie richtiges Grüssen und respektvollen Umgang untereinander. Wir haben oft auch verschlossene oder introvertierte Kids, die sich und ihre Stärken durch den Fechtsport besser kennenlernen und ihr Selbstbewusstsein aufbauen.
Woran erkennt man ein grosses Talent?
Ich finde es schwierig, in diesem Alter von Talent zu sprechen. Ich denke, es gibt einfach Kids, die ihren Körper besser spüren und einsetzen können und somit im Sport einen Vorteil haben. Damit man später erfolgreich ist, braucht es aber vielmehr als nur das, nämlich ebenso Ehrgeiz, Wille und vor allem Training, Training, Training.
Wie fördert man Talente, ohne sie zu überfordern?
Mir ist es wichtig, dass die Kids gerne ins Training kommen. Dass sie Spass haben und trotzdem auch etwas leisten. Ich habe Mühe mit solchen, die immer nur konsumieren wollen und selber nichts dafür tun.
Ist dir während deiner Zeit als Trainerin etwas aufgefallen? Hat sich etwas verändert?
Änderungen gibt es laufend. Die sogenannte Konsumgesellschaft sickert auch in den Sport durch. Man möchte am liebsten alles haben, alles machen und alles können, aber möglichst wenig dafür tun müssen. Die Kids haben oft keine Ambitionen mehr. Sie träumen nicht vom grossen Erfolg, denn der Weg dorthin ist zu anstrengend. Heute kann man mit einem Youtube-Video mehr Geld verdienen und das mit weniger Aufopferung. Es gibt aber ganz klar auch immer wieder Ausnahmen.
Was nimmst du persönlich mit aus deiner Zeit als Trainerin?
Ich habe in den sieben bis acht Jahren sehr viel gelernt. Am Anfang war ich noch ein junger Schnösel, und heute laufe ich selbstbewusst durch den Club und weiss, dass ich vieles richtig gemacht habe. Schön ist es auch, wenn man die Kids sieht, wie sie erwachsen werden. Ein Schüler war von Anfang an dabei, er war ein richtiger Schlingel und heute trainiert er mit den Nationaltrainern. Es ist schön, solche Entwicklungen zu sehen.
Dein Schlusswort?
Es fällt mir nicht leicht, das Ganze hinter mir zu lassen. Die Kids und auch die Eltern und das ganze Umfeld sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich fühlte mich sehr wohl im Club, und die Wertschätzung, die mir entgegen gebracht wurde, hat mich sehr gefreut, insbesondere auch die von Gabriel Nielaba. Ich wünsche den Kids alles Gute und freue mich darauf, in Zukunft von ihnen in der Zeitung zu lesen!
Liebe Andrina, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!
(Dies ist ein Bilderkarussell. Zum Drehen einfach in das Bild klicken.)